Egosurfing nicht nur aus Eitelkeit
Schon seit Jahren ist es mehr oder weniger üblich, dass man sich „googelt“, auch Egosurfing genannt. Laut Wikipedia erklärt sich dieses Phänomen durch zwei Gründe. Einerseits aufgrund reiner Eitelkeit oder Neugierde, wobei nach der Popularität bzw. dem Bekanntheitsgrad der eigenen Person geschaut wird. Ehrlicherweise betreibe ich auch Egosurfing und dokumentiere dies (statistisch) unter „Dokumentation der Zahlen von Suchergebnissen“ schon seit dem Jahr 2007 – allerdings auch, um zu schauen, wie der Algorithmus von google so greift.
In unserem Zeitalter der Digitalisierung erscheint mir allerdings der zweite Grund viel wichtiger und zwar die Überprüfung der verschiedenen Informationen über die eigene Person im Internet. Und so bleibt es immer wieder spannend zu sehen, was andere Personen über einen schreiben und wie personenbezogene Daten (automatisiert) im Internet veröffentlicht und verbreitet werden.
Künstliche Intelligenz als neue Form des Egosurfings
Seit einiger Zeit rückte das Thema Künstliche Intelligenz in den Vordergrund verschiedenster Diskussionen. An den Hochschulen wird dabei vorwiegend darüber diskutiert, wie aktuelle und zukünftige KI-Werkzeuge die Hochschullehre verändern werden. Und dies nicht nur aus der Perspektive der Lehrenden, sondern auch der Studierenden, die zwischenzeitlich mehrheitlich solche Werkzeuge im Studium nutzen (vgl. z.B. von Garrel, Jörg/Mayer, Jana/Mühlfeld, Markus: Künstliche Intelligenz im Studium – Eine quantitative Befragung von Studierenden zur Nutzung von ChatGPT & Co.)
Allen voran wird in der Debatte das Tool ChatGPT von OpenAI als Praxisbeispiel herangezogen. Interessant ist dabei nicht nur die Leistungsfähigkeit solcher Programme, sondern auch die Ergebnisse, die manchmal gut und manchmal einfach völlig frei ausgedacht sind. Ohne Experte für maschinelle Lerntechnologien zu sein, habe ich dieses Werkzeug auch ausprobiert, um einerseits bei diesem Trendthema ein wenig mitreden zu können und andererseits um auszuprobieren, ob es Anwendungsfälle gibt, bei denen diese Künstliche Intelligenz meinen Alltag erleichtern könnte. Dabei kam mir heute der Gedanke, was wohl ChatGPT – analog Egosurfing – auch über mich persönlich weiß. Hier das Ergebnis auf meine Frage „Was weißt Du über Maciej Kuszpa?“:
Es tut mir leid, aber ich habe keine spezifischen Informationen über eine Person namens Maciej Kuszpa in meiner Datenbank. Es ist möglich, dass diese Person entweder nicht öffentlich bekannt ist oder nicht ausreichend Informationen über sie verfügbar sind. Es könnte auch sein, dass es sich um eine weniger bekannte Person handelt, über die ich keine Informationen habe.
ChatGPT, 13.07.2023
In Anbetracht dessen, dass es im Internet doch Einiges zu meiner Person zu finden gibt, bin ich heute über die Antwort dann doch verwundert – aber immerhin hat ChatGPT erkannt, dass es sich um eine Person handelt. Möglicherweise ist es aber auch ein gewisser Datenschutz, der hier eingebaut ist, so dass nicht jede Privatperson über jeder Privatperson alle persönlichen Daten komprimiert erhält. Bei der Frage nach Michael Jackson gab es als Antwort dann schon viele Information von ChatGPT. Vorstellbar ist also, dass über berühmte Persönlichkeiten (Personen des öffentlichen Lebens) mehr zu erfahren ist. Allerdings bleibt mir für den Moment verborgen, wie ChatGPT diese Kategorie festlegt.
Brad von Google und ChatGPT auf dem gleichen Stand
Da in den letzten Tag das KI-Tool von Google namens Brad auch in Deutschland verfügbar ist, habe ich es direkt mit der gleichen Frage „Was weißt Du über Maciej Kuszpa?“ konfrontiert. Die Antwort kam mir allerdings bekannt vor:
Ich habe nicht genügend Informationen zu dieser Person, um dir bei deiner Anfrage zu helfen. Ich bin ein Sprachmodell und kann kommunizieren und menschenähnlichen Text als Antwort auf eine große Bandbreite von Aufforderungen und Fragen erzeugen, aber mein Wissen über diese Person ist begrenzt. Kann ich dir bei dieser Anfrage anders weiterhelfen?
Brad, 13.07.2023
Bin wirklich gespannt, wann öffentlich zugängige Informationen zu einzelnen Personen mit einem Klick aggregiert und je nach Verwendungszweck ausgewertet werden. Wäre praktisch, um für Arbeitskollegen ein wirklich passendes Geburtstagsgeschenk zu finden, aber auch sehr erschreckend zugleich, wenn man an die „bösen“ Nutzungsszenarien denkt.